Die Ruhr in Arnsberg: Stadt, Land, lebendiger Fluss
Seit dem Jahr 2003 wurden in Arnsberg zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt und umgesetzt. Das Resultat: In unmittelbarer Nähe zu Wohnsiedlungen, Gewerbegebieten und Kulturdenkmälern gibt es eine eindrucksvolle Flusslandschaft zu bestaunen.
Der Ausgangspunkt unserer ca. 8 km langen Tour ist der Arnsberger Bahnhof. Aus dem Bahnhofsgebäude kommend wenden wir uns nach links und folgen den Gleisen bis wir eine kleine Brücke erreichen. Von hier aus haben wir bereits einen guten Blick auf die Ruhr, wie sie unweit der Arnsberger Altstadt ihren Weg durch die nordrhein-westfälische Stadt gefunden hat. Ihre Ufer säumen Hochstauden und Weiden.
Vom „lästigen“ Gewässer zur „Wohlfühloase“ in der Stadt
Vor ein paar Jahren war dies noch anders: Durch die Industrialisierung wurde die Ruhr im Arnsberger Stadtgebiet bis ins späte 20. Jahrhundert hinein verändert und zu beiden Seiten mit Steinen befestigt. Zahlreiche Wehre stauten das Wasser, das für industrielle Zwecke verwendet wurde. Das Resultat: Die ausgebaute und vergleichsweise schmale Ruhr war wenig attraktiv und wurde von den Bürgern eher als „lästiges“ Gewässer angesehen. Dies änderte sich ab dem Jahr 2000. Im Rahmen von mehreren Renaturierungsmaßnahmen wurde die alte Uferbefestigung entfernt, sodass die Ruhr sich selbst ihren Weg durch Arnsberg suchen konnte. Binnen wenigen Jahren entstand links und rechts des Wassers eine üppige Flora, die einen vergessen lässt, dass direkt dahinter Wohnhäuser liegen.
Auenwiesen und Cattle-Rinder
Wir folgen der Ruhr auf ihrem Weg durch das Stadtgebiet und überqueren dazu an der ersten Brücke den Fluss. Nach 1,5 km erreichen wir das Berufskolleg und wechseln hier erneut die Flussseite. Auf der anderen Seite entdecken wir einen Spielplatz, der ebenfalls die Ruhr zum Thema hat. Wir marschieren den Weg weiter, passieren die Arnsberger Rundturnhalle und überqueren den Arnsberger Festplatz. Am Ende des Platzes stoßen wir auf einen Pfad, der in ein Waldgebiet führt und uns nach einer Weile zu einem Wehr bringt. Wir überqueren erneut den Fluss und finden uns auf einer Auenwiese wieder. Wir begegnen einer Gruppe Cattle-Rinder, die es sich unter einem Baum gemütlich gemacht hat.
Auch hier wurde der Fluss aus seinem steinernen Bett befreit, sodass die Ruhr heute viel breiter als noch vor ein paar Jahren ist. Die daraus entstandene Vegetation ist nicht nur schön anzusehen und bietet Vögeln wie dem Fischreiher und dem Eisvogel eine Heimat, sondern erfüllt auch einen weiteren Zweck: Durch die offene Flussgestaltung wurde der Hochwasserschutz verbessert. Dieser war Anfang der Nullerjahre überhaupt erst der Anlass, die Renaturierungsmaßnahmen zu starten. Heute gilt Arnsberg hierfür als eine Best Practice, das sehr gut zeigt, wie sich Hochwasserund Naturschutz verbinden lassen.
Steigerung der Artenvielfalt und aktiver Hochwasserschutz
Wir lassen die Rinderherde hinter uns und wandern weiter über die Wiesen. Die Gleise der Eisenbahn zu unserer linken und die Ruhr zu unserer rechten bilden den Rahmen für unseren weiteren Weg. Nach einigen Kilometern erreichen wir die Jägerbrücke, die uns mit einem atemberaubenden Blick auf die Arnsberger Altstadt belohnt. In der hier ansässigen Gastronomie (z. B. die Gaststätte Arnsberger Mühlenbräu oder das Hotel Menge, das zu den hundert besten Lokalen NRWs gehört) haben wir uns das eine oder andere Kaltgetränk redlich verdient, ehe wir unseren Weg durch die Altstadt zurück zum Bahnhof fortsetzen. Auch die letzten Meter machen dabei noch einmal deutlich, wie Fachwerk und Flusslandschaft in Arnsberg friedlich zueinandergefunden haben.
Profil
Region Ruhr, Arnsberg
Länge 7,8 km
Besonderer Hinweis Die Strecke ist größtenteils behindertengerecht, allerdings führt der Weg teilweise auch über lose Flusskiesel. Es ist aber problemlos möglich, auf den angrenzenden Ruhrradweg auszuweichen.
Webtipp www.erlebnis-waldkultur-arnsberg.de
Google-Maps Startpunkt der Wanderung
Natur-Highlights
Zwischen Fachwerk und Flusslandschaft: Trotz der innerstädtischen Lage konnten in Arnsberg sehr weitreichende Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt werden. Dadurch wurde nicht nur der Hochwasserschutz verbessert: Inmitten der Stadt ist eine wilde Flusslandschaft entstanden, durch die die Attraktivität der Ruhr auch für die Bürger gesteigert werden konnte. Dazu setzen die Projektverantwortlichen auf einen engen Austausch mit den Arnsbergern, die zum Teil selbst einzelne Maßnahmen realisierten. So hat sich die Ruhr, die sich bis dahin vorrangig bei Hochwasser ins Gedächtnis der Bürger rief, zu einem attraktiven, stadtnahen Naherholungsgebiet entwickelt, die eine Reise wert ist.