Biosphärenreservat Mittelelbe: Auf dem Auenpfad Natur entdecken
An der mittleren Elbe in Sachsen-Anhalt hat eine strukturund artenreiche Auenlandschaft die Zeiten überdauert und die größten zusammenhängenden Hartholzauwälder Mitteleuropas konnten erhalten werden.
Der Auenpfad Oberluch Roßlau ist mit mehr als 30 Hinweisschildern und Infotafeln eines der größten Auenpfad-Projekte. Der Rundweg beginnt in Roßlau östlich der B187 nahe der Burg. Die Eingangstafel zum etwa 4 km langen Auenpfad steht an einer Weggabelung, die rechtsseitig zur Burg und linksseitig über die „Küchenbreite“ nach ca. 130 m zur ersten Schilderbrücke (2 Tafeln) mit Karte und Infos zum Rundweg führt. Von dort folgen wir dem Weg ca. 150 m bis zum Deich, vorbei an einem kleinen Gewässer mit Infotafel zum Elbebiber und frischen Biberfraßspuren. Auf dem Deich stehend sehen wir rechts in ca. 250 m Entfernung die westliche Deichöffnung und links neben uns das neu gebaute Schöpfwerk mit dem sogenannten Mahlbusen, einem kleinen Gewässer zum Sammeln und Ableiten von Niederschlagswasser nebst Infotafel zu dessen Funktionen.
Libellen und Wasserpflanzen fühlen sich hier heimisch
Nach der Deichquerung führt uns der Weg ca. 600 m vorbei an einem angelegten Stillgewässer (rechts) mit kleiner Insel und Röhrichtflächen, Lebensraum seltener Libellenarten wie z. B. Mosaik‑, Prachtund Segellibellen, des Zwergtauchers und vieler verschiedener Wasserpflanzen, und weiter an ausgedehnten Grünlandflächen mit Senke, einem Laichplatz für Rotbauchunken, wieder auf den Deich. Ein Teil des Oberluches ist auch Trinkwasserschutzgebiet, hier sehen wir die neu angelegten Brunnen. Nach weiteren 100 m Pflasterweg biegen wir nach rechts auf die sogenannte Versuchsstraße ab, eine ehemalige Militärstraße, und laufen ca. 300 m über unterschiedliche Naturstein‑, Granit- und Betonpflaster entlang an typischen Feldgehölzen (siehe Infotafel) bis zum sich anschließenden, aus 11 Bauwerken bestehenden Brückenkomplex. Leider entspricht der schlechte Zustand dieser Brückenanlage nicht mehr der Norm öffentlicher Wege. Es besteht ein großes Gefahrenpotenzial, daher folgen wir dem Auenweg (kleiner Wegweiser mit weißem Pfeil), der rechts an den Brücken vorbei ca. 50 m über den Altdeich führt und dann nach links abbiegt in die ursprüngliche Aue. Auf diesem ca. 400 m langen Abschnitt umgeben von Totholz, Moosen und Pilzen sehen wir auf der sich vor uns ausbreitenden Wiese Solitäreichen, linksseitig die alte Brückenanlage und am Ende durchqueren wir ein kleines Hainbuchenwäldchen. Von dort führt der Weg nach rechts über einen Betonplattenweg zur Schilderbrücke „Elbe“ mit weitem Blick auf den Strom.
Drei Deichöffnungen schaffen neuen Auenraum
Hinter Gebäuderesten aus der Garnisonszeit folgen wir links dem Plattenweg und gehen dann weiter parallel zum Fluss entlang typischer Auengehölze wie Weiden, Weißdorn und Schlehen, wo man im Sommerhalbjahr Laubfrösche rufen hören kann. Während man am gegenüberliegenden Elbeufer geschützte sogenannte Weichholzauenbestände sehen kann, fällt rechts der Blick auf Bogenfundamente alter militärischer Befestigungsanlagen, die von einer Kraut- und Strauchschicht überwuchert und von einer Pappelallee gesäumt werden.
Nach ca. 1,2 km (an der Infotafel Weiden an der Elbe) wenden wir uns nach rechts und wechseln über eine Geländestufe von der Weichholzin die Hartholzaue. Und nach weiteren 400 m, vorbei an einer alten Eiche mit Fraßspuren des Eichenheldbocks und an einer Kopfweidenreihe, nehmen wir den linken Weg. Von hier aus ist noch einmal die westliche der drei Deichöffnungen zu sehen. Wir queren erneut den Altdeich, werfen einen Blick auf das neue Schöpfwerk an der Rossel und sind nach ca. 2,5 Stunden wieder am Ausgangspunkt des Auenpfades an der Burg Roßlau angekommen.
Profil
Region Biosphärenreservat Mittelelbe (Zone 3), Dessau-Roßlau
Länge ca. 4 km
Besonderer Hinweis Die Strecke ist auch mit dem Rad zu befahren. Achtung: Bei Hochwasser sind Teile des Auen- pfades Außerdeichs nicht begehbar! Rastplätze sind nicht vorhanden, man findet aber andere Sitzmöglichkeiten. Mehr als 30 Text- und Bildtafeln liefern interessante Hintergründe zum Blick in die Natur, Wegmarkierungen und Übersichts- karten erleichtern die Orientierung.
Webtipp www.mittelelbe.com
Google-Maps Startpunkt der Wanderung
Natur-Highlights
Am Roßlauer Oberluch hat das Land Sachsen-Anhalt 2005 das erste großflächige Auenrenaturierungsprojekt mit Deichrückverlegung realisiert: Ein neuer 930 m langer Deich wurde an den Altdeich angeschlossen, die Deichlinie um zwei Drittel gekürzt und der Altdeich an drei Stellen auf einer Länge von 300 m geschlitzt. Hierdurch hat die Elbe 140 ha Überflutungsauen zurückerhalten. Etwa 3,6 Mio. m3 sogenannter Retentionsraum sind entstanden.
Mehrere zeitweilig wasserführende Flutrinnen und ganzjährige wasserführende Biotope durchziehen das Gebiet, in denen heute neben vielen anderen Tierund Pflanzenarten auch Elbebiber, Schwarzstörche, Kraniche und Rotbauchunken wieder einen Lebensraum finden.