Der Name ist Hase: Manu­el Andrack an der Hase in Osnabrück

Ins­be­son­de­re durch die Über­bau­ung der Hase in den 1960er und 1970er Jah­ren wur­de nicht nur der Lebens­raum vie­ler Tie­re und Pflan­zen zer­stört, son­dern auch Lebens­und Erleb­nis­raum für die Osna­brü­cker Bevöl­ke­rung. Das änder­te sich durch das Pro­jekt „Leben­di­ge Hase“, wie Manu­el Andrack herausfand.

Der Fluss Hase war frü­her beim Spiel Stadt, Land, Fluss mein Geheim­tipp, wenn es um den Buch­sta­ben „H“ ging. Man konn­te das glei­che Wort wie bei „Tier“ unter „Fluss“ ein­tra­gen, und kein ande­rer Mit­spie­ler hat­te die Hase auf dem Zet­tel. Bin­go! Um end­lich mehr über mei­nen Joker zu erfah­ren, tref­fe ich mich mit Chris­tia­ne Balks-Leh­mann. Als Lei­te­rin des Fach­diens­tes Natur­schutz und Land­schafts­pla­nung der Stadt Osna­brück ist sie dafür mit­ver­ant­wort­lich, dass die Hase auch für die Osna­brü­cker immer sicht­ba­rer und vor allem erleb­ba­rer wird.

Der opti­ma­le Fluss für „Stadt, Land, Fluss“

Ich tref­fe die Land­schafts­pla­ne­rin am Haupt­bahn­hof, mit einem Leih­rad fah­ren wir an der Hase ent­lang durch den Hasen­park. Das ist ein schö­nes Pro­jekt, auf einer ehe­ma­li­gen Indus­trie­bra­che ist eine grü­ne Oase ent­stan­den, Out­door-Fit­ness-Gerä­te am Weg­rand ermög­li­chen Frei­luft-Fit­ness. Wir fah­ren unter Stra­ßen­brü­cken hin­durch und über Holz­brü­cken. Dann kom­men wir zum Rot­licht­be­zirk des Hase­ufer­wegs. Eine pfif­fi­ge Idee: Bei Über­flu­tung des Rad­wegs zeigt ein Rot­licht die Gefahr an, damit – wie Balks-Leh­mann betont – „die Leu­te nicht in eine nas­se Fal­le fah­ren.“ War­um das eine Gefahr sein könn­te, sehe ich kurz dar­auf. Der Rad­weg ist in einem Trog weit unter­halb der Was­ser­ober­flä­che tie­fer­ge­legt wor­den. Die Hase kommt den Rad­fah­rern ganz nah, wäh­rend sie frü­her unsicht­bar zwi­schen den Gleis­an­la­gen floss. Wir ste­hen direkt neben der Ver­zwei­gung der Hase in einen schnur­ge­ra­den Kanal und einen schma­len Natur­fluss, die soge­nann­te Klöck­ner­ha­se, benannt nach dem ehe­mals benach­bar­ten Stahl­werk. Ein wenig ist die Was­ser­kreu­zung mit den vie­len Brü­cken wie ein Litt­le Vene­dig, nur die ran­gie­ren­den, krei­schen­den Güter­zü­ge stö­ren ein wenig.

Mit dem Rad der Hase ganz nah kommen

Es reg­net schrä­gen Wind, wir fah­ren wie­der zurück zum Bahn­hof und gehen von dort in west­li­cher Rich­tung wei­ter zu Fuß. An der Neu­en Müh­le sehe ich eine Fisch­auf­stiegs­an­la­ge, eine Ram­pe, die auch Kanu­fah­rern ermög­licht, am Wehr vor­bei­zu­kom­men. Nicht nur für gro­ße Fische, son­dern auch für schwimm­schwa­che Fisch­ar­ten ist die­ser Weg nun pas­sier­bar, betont die Osna­brü­cker Land­schafts­pla­ne­rin. Wir über­que­ren die Brü­cke am Hase­wehr, und dann gehen wir auf Stel­zen, bes­ser gesagt, auf einem Fuß­weg auf Stel­zen an der Hase ent­lang. Wir sind mit­ten in der City von Osna­brück, aber die Hase war dort bis vor weni­gen Jah­ren unsicht­bar, führ­te ein Mau­er­blüm­chen­da­sein im Rücken der Stadt. Nun wird der neue Weg an der Hase viel genutzt, eine neue Ver­kehrs­ach­se für Fuß­gän­ger und Rad­fah­rer ist entstanden.

Die Hase – vom Mau­er­blüm­chen zur Lebens­ader in der Stadt

Hin­ter dem Kauf­hof wur­de ein Park­platz über der Hase ent­fernt. Es ist, als wenn ein Sarg­de­ckel auf­ge­macht und der Fluss wie­der zum Leben erweckt wur­de. Ich fra­ge mich, war­um Osna­brück nicht Hase­brück heißt – Frau Balks-Leh­mann hat die Ant­wort. Denn tat­säch­lich kommt der Name Hase nicht vom gleich­na­mi­gen Tier, son­dern vom alt­ger­ma­ni­schen „has­wa“ (für grau), und da klingt schon das „osna“ an. Hin­ter dem Ein­kaufs­zen­trum Hase­quar­tier gehen wir beglei­tet durch eine herr­li­che Lin­den­al­lee auf dem Wall an der alten Stadt­mau­er, auch die Hase war frü­her Teil der Stadtbefestigung.

Zurück an der Hase gehen wir direkt am Was­ser bis zum Start Ziel Wen­de Alt­stadt­bahn­hof (frü­her Hase­tor­bahn­hof ) und ver­ab­schie­den uns an der Hase­stra­ße. Mein Name ist nicht Hase, aber der Name der Hase ist im Stadt­zen­trum von Osna­brück all­ge­gen­wär­tig. Und der Fluss Hase ist wie­der leben­dig und sicht­bar – und das ist auch gut so.

Pro­fil

Regi­on Hase, Osnabrück

Län­ge ca. 6 km

Web­tipp www.lebendige-hase.de

Goog­le-Maps Start­punkt der Wanderung

Natur-High­lights

Die Hase, der Osna­brü­cker Stadt­fluss, ist für das nie­der­säch­si­sche Ober­zen­trum eine wert­vol­le Natur­res­sour­ce. Das Gewäs­ser, das Osna­brück auf einer Län­ge von 17 km durch­fließt, ist der ein­zi­ge natür­li­che Lebens­raum, der sich geschlos­sen durch das gan­ze Stadt­ge­biet zieht. Als Ver­net­zungs­ele­ment hat der Fluss damit eine beson­ders gro­ße Bedeu­tung für das Öko­sys­tem Stadt – der Fluss ist die Schnitt­stel­le, die sämt­li­che Was­ser­läu­fe und damit die Lebens­räu­me aller im und am Gewäs­ser leben­den Orga­nis­men in Osna­brück mit­ein­an­der verbindet.
Nicht nur für Tie­re und Pflan­zen, son­dern auch für die Men­schen in Osna­brück ist die Hase ein wert­vol­les Naturareal.

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