Nahe dran: An der Nahe schlängelt sich nicht nur der Fluss durch die Natur
Im unteren Nahetal im Landkreis Bad Kreuznach liegt der wichtigste Reptilien-Hotspot unseres Landes. Neben vier Eidechsenarten und der Blindschleiche kommen hier alle (!) ungiftigen Schlangenarten Deutschlands vor.
Ausgangspunkt unserer Wanderung ist der Niederthälerhof. Wir gehen in südwestlicher Richtung die Straße bergauf und sollten darauf achten, die erste Besonderheit nicht direkt zu übersehen. Eine schmale, mit Glas abgedeckte Rinne durchquert die Straße, deren Funktion nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Hier handelt es sich um den ersten Schlangentunnel Europas, der insbesondere zum Schutz der nur noch an drei Stellen im westlichen Mitteleuropa vorkommenden Würfelnatter gebaut wurde.
Die Würfelnatter und der erste Schlangentunnel Europas
Wir überqueren anschließend die Eisenbahnlinie und machen uns auf den steilen Anstieg nach Schlossböckelheim. Nach einigen Wegschleifen bergauf fällt unser Blick am Ortseingang links auf eine Parzelle mit einem üppig durchgrünten Weinberg – welch ein Kontrast zu vielen eintönigen Rebzeilen, die man vor allem Naheabwärts noch zu sehen bekommt! Dazu noch mit der skurrilen Beschilderung „Reblausherd – Betreten verboten! Kommissar für Reblausbekämpfung und Wiederaufbau“. Im Nahegebiet finden sich auf engstem Raum sowohl dieser biologische Weinbau als auch Hänge für die Massenproduktion.
In der Ortslage nehmen wir die erste Abzweigung links und gelangen auf den kleinen Rundweg zur Burgruine Schlossböckelheim, bestanden u. a. von Felsenbirnen und Französischem Ahorn, der hier auf Grund der vielen Sonnenstunden günstige Lebensbedingungen vorfindet. Hier haben wir eine herrliche Aussicht auf die unten im Tal liegende „Lebendige Nahe“. Nachdem wir die Ortslage allmählich hinter uns gelassen haben, werden wir in diesem Seitental nach einer langen Linkskurve bergauf mit dem nächsten Blick über die Weinberge auf den Fluss belohnt. Die linke Seite unseres Weges sieht ganz anders aus, hiervon hat die Natur wieder Besitz ergriffen. In einem EU-LIFE-Projekt wurden mehr als 3 Hektar verbuschter Trockenrasen und Weinbergsbrachen maschinell freigestellt und in den Folgejahren durch Schafbeweidung freigehalten.
Eine herrliche Aussicht auf das Nahetal
Indem den Flächen so die Nährstoffe entzogen wurden, konnten artenreiche Kalkmagerrasen erhalten werden, auf denen sich neben anderen Eidechsenarten auch die selten gewordenen Smaragdeidechsen wohlfühlen. Neben den Kriechtieren sollten wir auf die Vielfalt an Insekten achten; Charakterart bei den Schmetterlingen ist der prachtvolle Segelfalter, der im Frühsommer die Hänge hinaufzieht, um an den höchsten Punkten Paarungspartner zu finden. Auf dem Weg selbst scheuchen wir öfter verschiedene Arten von Heuschrecken auf, von denen die markanteste wohl die Rotflügelige Ödlandschrecke ist. Wegen dieser Vielfalt von Insekten und Reptilien wurde der Felsenberg bei Schlossböckelheim als Europäisches Schutzgebiet im Netzwerk Natura 2000 ausgewiesen.
Unser Wanderweg ist Teil des Pilgerwanderweges „Hildergard von Bingen“
Doch auch kulturhistorisch wandeln wir auf bedeutendem Pfade: Unser Weg am Felsenberg ist eine Teilstrecke des neu ausgeschilderten Pilgerwanderweges „Hildegard von Bingen“, der sich durch das ganze Tal der Nahe zieht. Wer mag, kann von Schlossböckelheim die gesamten 5,7 km bis zum nächsten Ort Niedernhausen – und dann entlang einer kleinen Straße zurück – wandern. Wem es – vielleicht in der Sommerhitze – zu anstrengend wird, hat die Möglichkeit, hier 1,1 km hinter dem Ort den steilen Abstieg über die Treppen durch den Weinberg zu nehmen, unten nach rechts unter der Eisenbahn hindurchzugehen und nach wenigen hundert Metern wieder den Ausgangspunkt der Wanderung zu erreichen.
Profil
Region Mittlere Nahe zwischen Kirn und Bad Kreuznach
Länge 4–13 km
Besonderer Hinweis Vorsicht bei Radtouren morgens, damit die sich auf den Wegen aufwärmenden Kriechtiere (z. B. Reptilien) nicht überfahren werden!
Webtipp www.regionalbuendnis.de
Google-Maps Startpunkt der Wanderung
Natur-Highlights
Die Strecke ist insbesondere für Reptilienfreunde interessant: Wer aber keine Nattern auf der Wanderung findet, kann diese sehr gut in der naheliegenden Naturstation Lebendige Nahe in Bad Münster beobachten (www.naturstation.org). Die Region bietet aber nicht nur Schlangen-Fans eine Vielzahl von attraktiven Ausflugszielen entlang des „Lebendige Nahe“Weges. Wanderungen sind auf verschiedenen Strecken möglich, so z. B. auf dem Nahe-Weinwanderweg, dem neuen Hildegard-Weg sowie im Wegenetz des Naturparks SoonwaldNahe. Mehrmals an den Strecken gibt es Lehrpfade, eine durchgehend gute Beschilderung sowie ein optimales Kartenangebot.