Naturnahes Peenetal: Wanderung durch das Anklamer Stadtbruch
Startpunkt des ca. 10 km langen Rundwanderweges ist der Parkplatz der Gastwirtschaft „Zum Mühlengraben“ im idyllischen Ort Bugewitz. Wir folgen der Dorfstraße rechts vom kleinen Feuerwehrhäuschen zum Mühlengraben, biegen links in einen Feldweg ein und folgen diesem entlang des Grabens knapp 2 km bis zum Eingang des Naturschutzgebietes. Rechts des Weges erstrecken sich artenreiche Feuchtwiesen, die Teil eines EU-weiten Wiesenbrüterprojekts sind – ein Paradies für Ornithologen! Ein Schöpfwerk am Rande des Weges ist Zeugnis der Landnutzungsgeschichte in diesem Gebiet. Schon bald ragen die ersten toten Baumstämme mystisch aus dem Moor empor – sie sind Ansitzort für zahlreiche Reiher, Kormorane oder Seeadler.
Moore und Auwaldbereiche – ein Paradies für viele Tiere
Über eine Holzbrücke gelangt man in das Naturschutzgebiet. Wir nehmen den 2015 errichteten Weg – ein ehemaliger Naturlehrpfad, der auf der ersten Infotafel nicht komplett gekennzeichnet ist – und folgen ab jetzt der blauen Punktmarkierung, die nicht immer ganz einfach zu finden ist. Fünf Stationen mit jeweils eigener Infotafel säumen den Pfad. Begleitet von zahlreichen Schmetterlingen und Libellen (Admiral, EnzianBläuling und Großer Feuerfalter sind hier heimisch) geht es zunächst immer geradeaus durch offene Moorflächen und Auwaldbereiche. An der zweiten Station gibt es Wissenswertes zur Geschichte und einen tollen Ausblick auf ein vom Torfabbau des 19. Jahrhunderts verschont gebliebenes Hochmoorstück. Es wurde vom restlichen Gebiet abgeschirmt, um die spezialisierte Moorflora vor Nährstoffeinträgen zu schützen. Hier gibt es die Möglichkeit eines zusätzlichen Rundweges um den „Knechtsort“, der die Tour um 3 km verlängert.
Eine gute Chance den Biber zu sehen
Ein Stück weiter folgen wir nicht dem abbiegenden Weg entlang des Grabens, sondern einem Pfad zwischen zwei Baumstämmen hindurch, der im Sommer im Schilfdickicht verschwindet. Entlang der Torfstiche gibt es immer wieder Biberburgen zu entdecken, und die Chance, einen Biber zu sehen, ist hier ziemlich groß. Keine 15 min später überqueren wir linker Hand die erste von drei Brücken über die Torfkanäle, mit einem wunderschönen Blick auf die offene Wasserfläche mit schwimmenden Bulten, die aus Sauergräsern natürlich gewachsen sind. Auf der anderen Seite geht es links am Torfstich entlang und kurz darauf durch eine junge Birkenallee.
Nach der zweiten Brücke weist ein altes Holzschild den Weg, alsbald geht es durch einen lichten Fichtenbestand (Aufforstungsmaßnahme aus den 1940er Jahren). An der dritten Station gibt es neben der Infotafel einen Aussichtsturm mit weitem Blick über den beschilften Torfstich. Mit dem Fernglas lassen sich gut Rohrweihen und Seeadler beobachten. Auf einer Kiefer im hinteren Sichtbereich ist einer von 20 Seeadler-
horsten zu sehen. Im Gebiet gab es 2017 zwölf Seeadlerbrutpaare.
Mit dem Fernglas Seeadler beobachten
Der nun von Eichen gesäumte Pfad trifft nach einiger Zeit auf den dritten Torfkanal, diesem bitte linkerhand folgen bis zur Brücke. Ab hier wird es etwas moorig. Nach ca. 15 min treffen wir dann auf einen Plattenweg – die alte Verbindungsstraße zwischen Bugewitz (nach links) und Kamp. In regenreichen Zeiten steht er teilweise unter Wasser und ist nur mit Gummistiefeln begehbar. Er endet an einem kleinen Parkplatz mit Aussichtsturm und Infotafeln. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick über die regelmäßig überschwemmten Polder mit ihrer vielfältigen Vogelwelt. Insbesondere zur Dämmerung sind die Fotos postkartenreif und das Tragen des Fernglases hat sich spätestens hier gelohnt. Auf dem asphaltierten Europaradweg links kommt man dann nach ca. 2 km wieder nach Bugewitz.
Profil
Region Peene, Anklam
Länge ca. 10 km
Besonderer Hinweis Festes Schuhwerk ist im Moor generell zu empfehlen. In regenreicher Zeit sind Teile der Strecke (letztes Drittel) nur mit Gummistiefeln begehbar.
Webtipp www.naturpark-flusslandschaft-peenetal.de
Google-Maps Startpunkt der Wanderung
Natur-Highlights
Im 19. Jahrhundert erkannte die Anklamer Bevölkerung die Eignung des Hochmoores im heutigen Stadtbruch für landund forstwirtschaftliche Nutzungen sowie für die Torfgewinnung. Die Moore wurden durch Gräben stark entwässert, was zu einer Sackung des Moorkörpers führte. Der Torfabbau erfolgte bis 1945 und führte zur Halbierung der ursprünglichen 500 Hektar Hochmoorfläche. Viele der Gräben sind heute im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen wieder geschlossen und das Hochwasser von 1995 aus Richtung des Stettiner Haffs sorgte für eine natürliche Wiedervernässung. Den überwiegenden Teil des Schutzgebietes bestocken Bruchwälder, in den ausgetorften Bereichen wachsen Moorwälder mit Torfmoosen, Schnabelseggen und Birken. Auf dem Weg können Königsfarn, Gagelstrauch und Gilbweiderich bestaunt werden. 100 Brutvogelarten kommen im Gebiet vor, darunter Seeadler, Habicht, Wespenbussard, Kranich und Wendehals. Fischotter und Biber sind im Gebiet heimisch.